Union of Scientists "Albert Einstein"
Peace cannot be kept by force; it can only be achieved by understanding.

 Fatina Kourdi

Wiederaufbau von Aleppo

Strategien und Konzepte für den

Wiederaufbau von Illegalen Siedlungen

 „Architektur und Krieg oder Kreation und Zerstörung. Beide Begriffe sind gegensätzlich, aber tatsächlich sind sie miteinander stark verbunden. Krieg und Zerstörung bedingen sich gegenseitig, zerstörte Städte sind Leid und Potentialräume zugleich“

Aleppo zwischen Metropole Stadt und Kriegsgebiet

Es ist nur ein paar Jahre her, da galt Syrien und insbesondere Aleppo als eines der schönsten Reiseziele der Welt. In dieser Stadt lebten schon immer Menschen unterschiedlichen Glaubens und unterschiedlicher Ethnien friedlich miteinander. Vor dem Bürgerkrieg war Aleppo die zweitgrößte syrische Stadt und hatte insgesamt 2.5 Millionen Einwohner, heute leben nur noch 1.5 Millionen in der Stadt und sie liegt in Trümmern. Es ist nicht der einzige Krieg den die Stadt erlebte, sondern sie wurde oftmals in ihrer langen Geschichte durch Kriege, Eroberungen oder Erdbeben zerstört, aber immer wieder von ihren Bewohnern aufgebaut. Wenn man heute ein Symbol für den grausamen Bürgerkrieg in Syrien nennen will, ist es Aleppo. Die Stadt wurde am meisten von allen syrischen Städten zerstört und bildet heute das Sinnbild für den Krieg in Syrien.

Zerstörung der informellen Siedlungen in Aleppo

Diese Zerstörung findet man im Wesentlichen im östlichen Teil der Stadt, wo vorwiegend die informellen Siedlungen liegen. Diese informellen Siedlungen bilden-ca. 35% der Fläche der Gesamtstadt, und beherbergen mit einer Million Menschen über 45 % der Bevölkerung Aleppos. Diese Stadtteile wurden seit über 50 Jahren schrittweise selbstorganisiert aber inoffiziell errichtet.

Diese Quartiere hatten eigene soziale, Stadträumliche und architektonische Strukturen, die über die Jahre und Generationen stetig gewachsen sind. Zwischen 2012 und 2016 waren diese Stadtteile Kriegsgebiet. Diese Quartiere sind zu 60 % komplett zerstört und zu Großteilen unbewohnbar. Mehr als 80% Ihre Bewohner mussten fliehen. Jegliche soziale Infrastruktur fehlt.

Hoffnung für den Wiederaufbau

An der Universität Dresden, Fakultät für Architektur, Lehrstuhl für Städtebau versuche ich in meinem Seminar „ Rebuild Aleppo“ mit meinen deutschen Studenten, Strategien und Modelle für den Wiederaufbau von informellen Siedlungen zu entwickeln, die nicht nur die Legalisierung sichert, sondern auch als Prozess betrachtet werden kann, der sowohl technische und finanzielle Unterstützung benötigt und gleichzeitig die Bewohner einbezieht. Diese Strategie soll verschiedene Kriterien erfüllen wie: Anreize schaffen für die ausgesiedelten Bewohner, zurückzukehren, Wiederherstellung von sozialen Netzen und Stadträumlicher Strukturen und die Erarbeitung von dynamischen, etappenweisen Baumethoden, die verschiedene Kooperationen zwischen Stadtbewohnern und privaten Investoren, ermöglicht. Dafür habe ich mit meinen Studenten an der TU Dresden verschiedene kriegszerstörte Städte analysiert, Aleppo und Damaskus, Dresden, Köln und Sarajevo, sowie Beirut als ein aktuelles Negativbeispiel, aus dem man viel lernen kann. Hier wurden mit Hilfe ausländischer Investoren supermoderne und teure Luxushochhäuser in die kaputte Innenstadt gesetzt, die an den Bedürfnissen und finanziellen Möglichkeiten der breiten Bevölkerung vorbei geplant sind. Auch in der ebenfalls kriegszerstörten syrischen Hauptstadt Damaskus kann man eine ähnliche Entwicklung beobachten, die derzeit auch von der syrischen Regierung propagiert wird. In Aleppo gibt es noch Hoffnung, dass hier weniger Spekulationsdruck herrscht und mehr Ansätze zu einem identitätswahren-den Wiederaufbau der Stadt verfolgt werden, die auch die Bürger miteinbeziehen und so ein nachhaltiger Wiederaufbau betrieben wird. Die Zerstörung dieser Stadt-teile soll neue Chancen bieten diese Wohnquartiere zu entwickeln und die Wohnbedingungen zu verbessern. Doch es ist wichtig, dass es auch von Seiten der Wissenschaft Vorschläge zum Wiederaufbau gibt, nicht nur aus Politik und Wirtschaft.