Union of Scientists "Albert Einstein"
Peace cannot be kept by force; it can only be achieved by understanding.

Judith Heese

Servicestelle für Vereine und Initiativen

Freiwilligen-Agentur Leipzig.

Unterstützungsbedarf gemeinwohlorien-tierter Organisationen in Leipzig

Auswertung von Befragungsergebnissen der Freiwilligen-Agentur Leipzig.
D
ie Servicestelle für Vereine und Initiativen der Freiwilligen-Agentur Leipzig (kurz: Servicestelle) versteht sich als Anlaufstelle für Gemeinwohlorganisationen und unterstützt gemeinnützige Vereine und Initiativen mit Wissen und gezielter Information bei der Ideenentwicklung und Bewältigung täglicher Herausforderungen. Um die Arbeit der Servicestelle stärker an den Bedürfnissen von Vereinen und Initiativen zu orientieren, wurde im 1. Halbjahr 2017 eine Befragung zum Unterstützungsbedarf von gemeinwohlorientierten Organisationen in Leipzig durchgeführt.

Die Engagementlandschaft Leipzigs

Die Ergebnisse der Befragung bieten interessante Einblicke in die Leipziger Engagementlandschaft. Die Auswertung zeigt, welche Herausforderungen Engagierte umtreiben, zu welchen Themen

Informationsbedarf besteht und wie Unterstützung gestaltet werden kann. Aus den Ergebnissen lassen sich Schlüsse zur Ausrichtung der Aktivitäten der Servicestelle für Vereine und Initiativen ziehen, um deren Arbeit wirksam und bedarfsorientiert zu gestalten. Die typische Organisationsform ist der eingetragene Verein: Fast alle befragten Organisationen (86%) ordnen sich dieser Rechtsform zu. Alle anderen möglichen Rechts-/ Organisationsformen spielen eine untergeordnete Rolle bzw. kommen in der Befragung nicht vor. Die untersuchte Vereinslandschaft ist hinsichtlich der hauptund ehrenamtlichen MitarbeiterInnen und der Mitgliederzahlen sehr heterogen. Immerhin jeder fünfte Verein (20%) kommt, eigenen Angaben zufolge, ohne hauptamtliche Struktur aus, die höchste genannte MitarbeiterInnenzahl ist 700. Mehrheitlich arbeiten die Organisationen (60%) mit 10 und mehr ehrenamtlichen MitarbeiterInnen, Einzelnennungen beliefen sich auf bis zu 300 Ehrenamtliche. Bei den MitarbeiterInnenzahlen sind die Differenzen am größten, die an-gegebene maximale Mitgliederanzahl ist 12.000. Der überwiegende Teil der GemeinwohlakteurInnen ist im Bereich Soziale Tätigkeiten (Integration und Migration, Kinder- und Jugendhilfe, SeniorInnen, Sozialer Zusammenhalt, Gesundheit) aktiv. Sehr häufig wurde zudem der Bereich Kultur an-gegeben.

Herausforderungen für gemeinwohlorientierte Organisationen

Die am häufigsten genannten Herausforderungen für die Vereinsarbeit Nachwuchsgewinnung und (nachhaltige) Finanzierungsind zugleich die wesentlichsten Faktoren für die Gefährdung der Infrastruktur bürgerschaftlichen Engagements. Mehr als jeder Dritte mit Angabe (35%) bezeichnet die Gewinnung von MitstreiterInnen für die eigene Organisation als die größte Herausforderung. Darunter fallen neben der Akquise und Bindung von Freiwilligen auch die Gewinnung und Aktivierung von Mitgliedern und die Besetzung von Ämtern. Die hohe Fluktuation und „wechselnde Mitarbeiter“ erschweren den Erhalt von „Know-how (Vereinsrecht und -abläufe)“. Als besonders schwierig er-weist es sich, vor allem „Ehrenamtliche zu finden, die noch etwas jünger sind“ und diese an die Organisation „zu binden (Studierende)“. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor für die Vereinsarbeit ist die Gewährleistung einer (nachhaltigen) Finanzierung, genannt von knapp jeder dritten Organisation (30%), die diese Frage beantwortete. Dies meint häufig auch die langfristige Gewährleistung von Grundaktivitäten einer Organisation (z.B. Geschäftsführung, Buchhaltung) durch hauptamtliche Strukturen, die eine intensive inhaltliche Arbeit erst ermöglicht. Auch die Akquise von Fördermitteln und Spenden wird als Hürde genannt. Zusätzliche Probleme lassen sich unter dem Oberthema Zeit management subsumieren. Immerhin fast jede achte Organisation mit Angabe (13%) beschreibt Schwierigkeiten mit dem eigenen ehrenamtlichen Engagement. Die Befragten empfinden es als „hohe Belastung“, ein breites Aufgabenspektrum „bei geringem Zeitbudget“ zu bewältigen, können das „Ehrenamt neben dem Beruf“ nicht hinreichend ausüben oder haben Probleme, „zeitlich alles zu schaffen“. Weitere 10% beschreiben Herausforderungen im Bereich Führung und Management. Dies betrifft z.B. die „Organisation des Alltags“ oder die „Koordination und Kommunikation in einer großen Freiwilligengruppe ohne Hauptamtliche“.Mit mehreren Nennungen wurden zudem Öffentlichkeitsarbeit, Vernetzung mit anderen AkteurInnen, zunehmende Bürokratie und Probleme mit Verwaltungen als Herausforderungen betrachtet. Einzelne Nennungen beziehen sich auf Schwierigkeiten wie Sprachbarrieren, Veranstaltungsmanagement, Vereins- und Arbeitsrecht sowie die Verfügbarkeit von Flächen.Den Verein als zentrale Organisationsform für bürgerschaftliches Engagement zukunftsfähig zu machen, ist eine der zentralen Herausforderungen der En-gagementförderung. Die Servicestelle für Vereine und Initiativen kann mit dem Beratungs- und Qualifizierungsangebot einen wesentlichen Bei-trag dazu leisten. Nichtsdestotrotz braucht es auf politischer Ebene den Willen, die Engagementlandschaft und ihre wichtigsten Zellen die Vereine  nachhaltig zu unterstützen. Dafür setzt sich die Servicestelle mit ihren Erfahrungswerten und ihrem Know-how ein.